Von Rhetoriktraining bis Kriegsgeschichten – die diesjährige Zusatzausbildung „Journalismus und Recht“ am ITM war bis zum Schluss spannungsgeladen. 16 TeilnehmerInnen aus ganz Deutschland – von der Bucerius Law School bis hin zur Universität München, Zweitsemester wie Doktoranden- nahmen an der nunmehr 15. Runde der Journalistenausbildung mit großem Erfolg teil.
Den Auftakt des einwöchigen Blockseminars vom 1. bis 4. April bot traditionellerweise Prof. Dr. Thomas Hoeren mit Rhetorischen Übungen. Die Seminaristen hatten in kurzer Zeit vorgegebene Themen zu recherchieren, um anschließend vor der Gruppe zu referieren – und sich der Kritik des Professors und ausgebildeten Rhetoriktrainers zu stellen. Hoeren brachte dabei insbesondere die typischen Unterschiede männlichen und weiblichen Auftretens bei den Vorträgen auf den Punkt: Die einen schüchtern
und leise, dafür inhaltlich gut strukturiert. Die anderen überzeugt und laut, trotz ausbaufähigen Inhalts. Die Kunst sei es, einen Mittelweg zu finden.
Ihm folgte Rudolf Porsch, stellvertretender Direktor der Axel Springer Akademie. Am ITM stellte er die Wege in den Journalismus dar; natürlich am besten über seine Akademie! Denn der Axel Springer Verlag berichte stets an vorderster Front. Porsch gab einen guten Überblick über die Vorzüge deutscher Journalistenschulen und über die besten Möglichkeiten, sich als Jurist in der Welt des Journalismus zu behaupten.
Prof. Dr. Joachim Jahn – Redakteur der FAZ – erzählte, was der verständige Schreiber an Handwerkszeug mitbringen sollte: Kenntnisse, die auch im Jurastudium essentiell sind und daher auf reges Gehör stießen. Angefangen beim Nominalstil bis hin zu unsäglichen Wortschlagen – Stilmittel, die man vermeiden sollte.
Über Öffentlichkeitsarbeit berichteten dann Jörg Overbeck und Jan Beßling, beide Pressesprecher renommierter Wirtschaftskanzleien. Wie sollte eine Kanzlei nach außen auftreten? Welche Kommunikationskanäle werden genutzt? Diesen taktischen Fragen näherten sich die Pressesprecher durch diverse praktische Übungen.
Andreas Janning (ehem. Redakteur des WDR) versetzte die Seminaristen wieder in die Kindheit. Nach der obligatorischen Ausgabe von Traubenzucker, um die Gemüter am späten Abend nochmals zu wecken, zeigte er anhand der Serie „Käpt’n Blaubär“ auf, wie der WDR mit Exportprodukten sein Geld verdient. Außerdem bot er
interessante Einblicke in die Arbeit eines Juristen in den Medien.
Eher an eine Krimiserie erinnerte dann der Tag im Landgericht Münster. Aufgeteilt in zwei Gruppen erlebten die Seminaristen die Drogenbande „Alcantara-Pornoclub“ und eine Seniorin, die von Telefonbetrügern um ihr ganzes Hab und Gut gebracht worden war. Sie erstellten darüber Gerichtsreportagen, die von Karin Völker (Redakteurin der Westfälischen Nachrichten) genau unter die Lupe genommen wurden. Dr. Ina Holznagel (Oberstaatsanwältin in Dortmund und Referatsleiterin im Justizministerium NRW) konnte anschließend anhand der Reportagen sehr anschaulich darstellen, mit welcher Wirkung auf die Meinungsbildung die Arbeit des Journalisten verbunden ist.
Am nächsten Tag erläuterte Ina Reinsch, wie man Rechtsthemen journalistisch darstellen kann und als freie Journalistin den Berufsalltag besteht. Wie man hingegen eine juristische Fachzeitschrift entwirft, aufstellt und vermarktet, berichteten dann Anke Zimmer-Helfrich und Ruth Schrödl, beide Redakteure beim Beck-Verlag.
Die Seminarwoche endete mit Rüdiger Schäfer (ehemaliger Justiziar Gruner + Jahr) und Friedrich Kurz (Redakteur bei Frontal21). Nachdem Schäfer in die Grundlagen der Presseethik einführte, erzählte Kurz Geschichten aus seiner Arbeit als Kriegsberichterstatter. Der emotionale Höhepunkt war erreicht, als er das Foto einer glücklichen Frau zeigte, die in seiner zuvor gezeigten Reportage vom Bosnienkrieg noch als hilfloses Baby im belagerten Sarajevo zu sehen war.
Auch nächstes Jahr wird das ITM eine erneute Runde von Journalismus und Recht anbieten und dazu wieder hochkarätige Gäste einladen!
Das ITM bedankt sich herzlich bei Rudolf Porsch, Prof. Dr. Joachim Jahn, Jörg Overbeck, Jan Beßling, Andreas Janning, Karin Völker, Dr. Ina Holznagel, Ina Reinsch, Anke Zimmer-Helfrich, Ruth Schrödl, Rüdiger Schäfer und Friedrich Kurz.