Erfolgreiches Seminar zum Musikrecht in Hamburg

Seminar Musikrecht II
Das Seminar zum Musikrecht in Hamburg

„90 Prozent der Menschen, die in der Musikwelt arbeiten, wissen eigentlich selber nicht, was so ein Musikverlag überhaupt leistet“, stellte Lars Ingwersen, Geschäftsführer des Peer Musikverlages, schon zu Beginn fest. Dafür, dass sich dies zumindest für die Seminarteilnehmer ändern sollte, sorgten eine Vielzahl von intensiven Diskussionen und Schilderungen der Verlagsmitarbeiter. Begleitet wurden die Diskussionen von den Referaten der Jura-Studenten zu urheberrechtlichen Themen wie etwa dem Schutz von Melodien, der Rechtsverfolgung von Verstößen gegen das Urheberrecht oder der Arbeit der GEMA.

Prof. Dr. Hoeren und Studenten beim Peer Musikverlag.
Prof. Dr. Hoeren und Studenten beim Peer Musikverlag.

Das Seminar begann am Montag mit dem Besuch bei Freibank. Geschäftsführer und Musiklobbyist Mark Chung berichtete von den Aufgaben, die sein sechsköpfiger Musikverlag für Autoren und Künstler übernehmen kann, aber auch von den Problemen, die sich für die Musikindustrie durch die „digitale Revolution“ ergeben haben. Kontrovers wurde die Frage diskutiert, ob und wie Musikautoren bzw. ausübende Künstler in Anbetracht von in der Musikindustrie vorzufindenden sog. 360-Grad-Verträgen vor einem Rechteausverkauf geschützt werden sollten.

Am Dienstag und Mittwoch gewährte der Peer Musikverlag der Gruppe Einblicke in seine Arbeit, die territorial weit über die Grenzen Deutschlands hinaus reicht. Die Teilnehmer staunten nicht schlecht, als sie durch die Flure des Unternehmens streiften und von einer Vielzahl goldener Tonträger geblendet wurden. Lars Ingwersen skizzierte sodann, wie sein Unternehmen agiert und auf welch lange Geschichte es zurückblicken kann. Schnell wurde deutlich, wie vielfältig das Arbeitsspektrum eines Musikverlages ist, der sich etwa um die Positionierung und Vermittlung des Musikautoren, den Verleih von Notenmaterial, aber auch um Abrechnungsfragen kümmert. Dass Musikverlage sich oft im Hintergrund halten, erklärte Ingwersen damit, dass für den Endkunden der ausübende Künstler im Rampenlicht stehe, der aber oftmals nicht mit dem Autoren des Musikstückes übereinstimme.

Studenten im Tonstudio des Peer Musikverlags.
Lars Ingwersen (li.) mit Studenten im Tonstudio des Peer Musikverlags.

Der zweite Teil des Tages fand in den „heiligen Hallen“ des Peer Musikverlages – dem hauseigenen Tonstudio – statt. Dort wurden schon Erfolgsalben von Musikern wie Roger Cicero mit Auflagen von über 500.000 Einheiten aufgenommen. Zwischen den Instrumenten und Mikrophonen, die bereits für eine bevorstehende Aufnahme bereit standen, verdeutlichte sich nochmals, welch mannigfaltige Arbeit hinter dem endgültigen Produkt steht. Professor Hoeren unterstrich dabei, dass eine Abschaffung des Urheberrechts oder ähnlich radikale Szenarien, die in der Politik diskutiert werden, aus seiner Sicht zu einer kulturellen Erosion führen würden und Musik ihren Wert habe.

Die Seminarteilnehmer im Gespräch mit Autor und GEMA-Aufsichtsratsmitglied Burkhard Brozat.
Die Seminarteilnehmer im Gespräch mit Autor und GEMA-Aufsichtsratsmitglied Burkhard Brozat.

Am Mittwochmorgen fand ein Gespräch mit Autor und GEMA-Aufsichtsratsmitglied Burkhard Brozat statt. Brozat bezog Stellung zu dem schlechten Image der GEMA und den medial ausgeführten Streitigkeiten mit Diskotheken- sowie Gaststättenbetreibern im Zuge der anstehenden Tarifreform. Die Zukunftsfähigkeit der Wahrnehmungsgesellschaften und die Herausforderungen im digitalen und europäischen Kontext wurden weiterhin erörtert. Abgerundet wurde das Seminar durch die Erzählungen eines jungen aufstrebenden Musikautoren, der über die intensive Arbeit an Songs für andere Künstler und den spannenden Prozess der Auswahl von Musikstücken durch die Künstler erzählte.

Die Tage in Hamburg zeigten, dass es bis zur Veröffentlichung von Musik ein weiter Weg ist, der eine Vielzahl an kleinschrittigen Arbeiten erfordert. Darüber hinaus waren sich Gastgeber Lars Ingwersen und Professor Hoeren darüber einig, wie wichtig der Austausch zwischen Forschung und Praxis weiterhin bleibt und dass für beide Seiten ein nicht zu unterschätzender Mehrwert besteht.